Stefan Grass
Leiter des Komitees Olympia-kritisches Graubünden
Das Nein zu «Sion 2026» ist kein Entscheid gegen die Walliser Organisatoren. Es spiegelt vielmehr die Skepsis gegenüber der Selbstherrlichkeit interna-tionaler Sportverbände. Die Schweiz braucht keine Plattform zur Selbstdar-stellung.
Die Olympischen Spiele müssten wieder verstärkt den Menschen statt die Markt- und Technologie-orientierung zu ihrem Zentrum machen. Das würde helfen, die verlor-ene Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen.
Touristiker Jürg Stettler hinterfragt grossmundige Versprechen der Promotoren von Sion 2026.
Unabhängig von politischen Haltungen ist festzustellen: Trägt die Schweiz das finanzielle Risiko, darf sie sich nicht auf Olympia einlassen.
Mauspfeil auf dem Titel zeigt Medium, Datum und Lead:
12.02.2017. Vor den Wahlen sprachen sich nur wenige gegen eine Kandidatur aus. Dennoch lehnt Graubünden Olympische Winterspiele erneut ab.
Von Janine Hosp, Redaktorin Inland, Tages Anzeiger
Es war ein Entscheid mit Ausrufezeichen: 60 Prozent der Stimmenden in Graubünden wollen nicht, dass sich der Kanton für die Olympischen Winterspiele 2026 bewirbt. Selbst die Gemeinden, die am meisten profitiert hätten, die möglichen Host Cities Davos und St. Moritz, sagten Nein. Konkret lehnten es die Stimmenden ab, sich an den Kosten von 25 Millionen Franken für eine Kandidatur zu beteiligen. Damit sind die Spiele für Graubünden auf Jahre hinaus vom Tisch. Bereits 2013 haben die Bündnerinnen und Bündner eine Kandidatur abgelehnt, damals noch mit 52,7 Prozent.
«Nicht in den kühnsten Träumen hätte ich gedacht, dass selbst St. Moritz und Davos die Vorlage ablehnen», sagt Stefan Grass, Leiter des Komitees Olympiakritisches Graubünden. Kaum war gestern das Resultat bekannt, bekam er aus der ganzen Schweiz und sogar aus dem Ausland Dankesmails. Dass die Vorlage abgelehnt wird, hat Grass aber erwartet; er hat im Vorfeld mit vielen Leuten gesprochen, war sozusagen an der Quelle des stillen Nein, wie er sagt. Etliche Leute hätten sich nicht getraut, offen gegen die Spiele einzustehen, weil sie berufliche Nachteile befürchteten.
12.02.2017. In Graubünden haben Olympische Spiele keine Chance: Mit 60 Prozent fällt das Nein noch höher aus als vor vier Jahren. Die Bündnerinnen und Bündner versenken den 25-Millionen-Kredit für die Kandidatur «Olympia 2026» deutlich. Die Stimmbeteiligung beträgt knapp 51 Prozent.
13.02.2017. Graubünden 2026 war im Rückblick nur ein Überbleibsel von Graubünden 2022.
Vor vier Jahren waren die Bündner Olympia-Träume nach einer aufreibenden (und Graubünden ins Mark treffenden) Abstimmungsschlacht niedergeschmettert worden. Statt sich mit dem Volksentscheid abzufinden und einen neuen Anlauf auf andere Zeiten zu verschieben, erhoben sich die Olympia-Promotoren wie ein verletztes Tier umgehend wieder. Ein verletztes Tier müsste zwar sprichwörtlich gefährlich sein. Nur traf dies bei den Olympia-2026-Befürwortern überhaupt nicht zu. Die Promotoren schienen – trotz ein wenig Blutauffrischung – immer noch angeschlagen, nicht zu 100% bei der Sache und wurden am Sonntagabend von den hoch motivierten und vor Selbstvertrauen strotzenden Olympia-Gegnern endgültig niedergemacht.
14.02.2017. 60 Prozent stimmen gegen einen erneuten Versuch des Schweizer Kantons, Winterspiele auszurichten.
Wie vornehm Schweizer Hochdeutsch klingt: Eidgenossen grillieren, wo Deutsche nur grillen. Sie parkieren, während ihre nördlichen Nachbarn nur ihr Auto abstellen. Und sie schubladisieren, wenn sie sich mit etwas nicht länger befassen wollen: »Das Großprojekt Olympia wird schubladisiert - und während Jahren, wenn nicht während Jahrzehnten, nicht mehr aus der Schublade herausgenommen«, so fasste am Sonntag Jon Domenic Parolini, Regierungsrat und Vorsteher des »Departements für Volkswirtschaft und Soziales« im Kanton Graubünden das Ergebnis der Volksabstimmung zusammen. 60 Prozent der Wahlberechtigten stimmten gegen eine Bewerbung der Region um die Ausrichtung der Olympischen Winterspiele 2026. Bei einer Befragung vor vier Jahren über die Spiele 2022 hatten nur 52 Prozent der Abstimmenden Nein gesagt.
17.03.2017. Die olympische Flamme ist im Kanton Graubünden erloschen, bevor sie überhaupt aufzüngeln konnte. Klare 60% der Stimmenden haben sich jüngst an der Urne gegen die weitere Planung von Olympischen Winterspielen 2026 in Graubünden ausgesprochen. Es ist das zweite Mal innert vier Jahren, dass eine Bündner Kandidatur am Bürgerwillen scheitert, denn 2013 wurde die Bewerbung für Olympia 2022 versenkt.
Von Stephanie Hess, Chur, Beitrag von #DearDemocracy, der Plattform für direkte Demokratie von swissinfo.ch
Es war ein ganz steifer Gegenwind, der die hochgesteckten Pläne der Bündner Kantonsregierung für Olympia 2026 wegblies. Diese hatte das Projekt stark gestützt. Möglicherweise zu stark. Und zu einseitig – wofür es dann die Klatsche des Volkes an der Urne absetzte.